Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, Verfasser: Annett Lahn
Markee. Angeben können die Markeer vor allem mit ihren barocken Gotteshäusern, die innen mit so vielen Engeln verziert sind, dass man annehmen könnte, jeder Dorfbewohner hätte seinen eigenen himmlischen Schutzpatron. Der Dorfrundgang mit Ortsvorsteher Ralph Bluhm beginnt ganz klar vor einem der mit Gräbern umrahmten Gotteshäuser.
Die charmante kleine Christuskirche im Zentrum des Ortes ist eigentlich nur die Tochter der bekannteren Markauer Barockkirche. Sie steht dieser an Schönheit nicht nach, obwohl ihr Äußeres nichts von den wunderschönen Einbauten erahnen lässt. Prunkstück im hölzernen Innenraum ist ein beeindruckender hölzerner Taufengel, der goldig schwebend vorm Altar hängt und den Betrachter kurzweilig in himmlische Gefilde abgleiten lässt. Angela Arndt, Markeer Ureinwohnerin erinnert sich: „1994 wurde hier ein Polizeiruf gedreht. Maxi Arland hat hier auch gesungen.“ Ralph Bluhm sagt: „Gottesdienste gibt es hier alle 14 Tage.“ Besonders freut er sich auf den Weihnachtsgottesdienst am 24.Dezember um 17:30 Uhr.
Neben der 1697 errichteten Kirche, die von Kindergarten, Gaststätte , Spielplatz und Gemeindehaus umringt wird, steht die Gruft der ehemaligen Bredowschen Dorfbesitzer. Aus dem bröckelnden Steinhäuschen ist gerade noch lesbar: „Hier ruht in Gott der Rittergutsbesitzer und Ritter des Eisernen Kreuzes, Herr Heinrich Friedrich von Bredow auf Markee.“
Gestern & heute
Die einstige havelländische Gemeinde ist seit der Gemeindegebietsreform 2003 einer von 14 Nauener Ortsteilen.
Der Ort mit 890 Einwohnern ist durch ein reges Vereinleben geprägt.
Dazu gehören der 1946 gegründete Fußballclub FC Markee, der 1973 gegründete Angelerverein, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, die seit zwei Jahren wieder eine Jugendfeuerwehr haben, der Elternverein der Kita, der Reit- und Fahrverein, sowie der Bürgerverein. Die 30 Mitglieder des Bürgervereins beschäftigen sich mit den Traditionen des Ortes, sammeln Fotos und Dokumente und wollen das Dorfleben aktivieren.
Kulturelle Höhepunkte dessen sind das Osterfeuer, Tanz in den Mai, die Fussballdorfmeisterschaften, das Franziskusfest, das Herbstfeuer mit Spielmannszug sowie der Weihnachtsmarkt mit Märchendarbietung in der Markauer Kirche am 28.11. ab 15:30 Uhr.
Zum Ortsteil Markee gehören Markau, Neugarten, Neuhof und Röthehof.
Über die Jahrhunderte lag der Haupterwerb der Einwohner in der Landwirtschaft.
Einst gehörte das Dorf dem Hauptmann von Bredow zu Zeestow und einem Herrn von Wilmersdorf.
1997 feierte Markee seinen 800. Geburtstag. Die Dörfer Markee und Makau enstanden an der Kreuzung alter Handelsrouten.
Direkt hinter der Gruft leuchten farbenfrohe Spielgeräte durch den Zaun. 62 Kinder werden in der benachbarten Kita Kunterbunt betreut. Vorher drückten die Kinder des Dorfes dort die Schulbank. 1990 wurde die alte Schule saniert und 2001 zur Kita umgebaut. Das Besondere: Träger ist ein engagierter Elternverein, der sich ins Dorfleben einbringt. Kathleen Motzke vom Vereinsvorstand sagt: „Wir treffen uns auch außerhalb des Kindergartenalltags, veranstalten Abende am Lagerfeuer. Die Kinder besuchen gern die Salzgrotte in Nauen. Schön ist auch die Sportgruppe für Muttis, die donnerstags um 19:30 Uhr trainiert.“
Nachdem wir das Glück der jüngsten Markeer bewundern durften, machen wir uns über die Alte Schulstraße und die stark befahrene, gepflasterte Markeer Hauptstraße auf den Weg zur touristischen Attraktion des Ortes: St. Nikolai in Markau. Sie hat eine der prunkvollsten Barockausstattungen in märkischen Kirchen. Der blauweiße Innenraum besteht aus wunderschönen Schnitzereien und unzähligen Engelfiguren, die lächeln und musizieren. Kathleen Motzek erklärt, weshalb eine Bühne vorm Altar steht: „Hier wird jedes Jahr zur Weihnachtszeit von Kitakindern, Eltern und Erziehern ein Märchen aufgeführt. Dieses Jahr schüttelt Frau Holle die Betten aus.“
Auf dem Weg zur vorletzten Station des Rundgangs verrät Ortsvorsteher Bluhm, der gerade Ansprechpartner für interssierte Kirchenbesucher ist, was er sich wünschen würde: „Die Turmuhren der Kirchen, die nur 500 Meter auseinander liegen, sollten wieder laufen und die Glocken regelmäßig läuten.“
In einer Kurve treffen wir auf einen findlingsgroßen Gedenkstein, der an einen innovativen Markeer erinnert. „Zum Gedenken an unseren großen Meister Arthur Schurig (1869-1932) den tatkräftigen Förderer der deutschen Landwirtschaft“, ist zu lesen. Mehr über diesen Schurig, weiß Thomas Große Rüschkamp. Der junge, stets gut gelaunte Landwirt und Chef des Gut Markee erklärt: „Mit landwirtschaftlicher Müllverwertung leitete Schurig seit 1913 einen Meliorationsversuch. Er düngte mit sortiertem Berliner Müll die Felder und steigerte damit die Erträge. Ab 1917 pachtete er die Rittergüter Markee, Markau und Schwanebeck.“ Im Dorf wird er auch „Müllionär“ genannt. Eine noch heute gehandelte Wirsingkohlsorte, der Grüne von Markee, wurde von Schurig gezüchtet. Zudem setzte der Landwirtschaftspionier in Markee 1924 den ersten Mähdrescher Deutschlands ein.
Mit neuen Erkenntnissen und imposanten Eindrücken blättern wir am Ende der Tour noch in der achtbändigen Dorfchronik. Was dieser geschichtsträchtige und lebendige Ort zugleich alles zu bieten hat, kann hier nur angedeutet werden.