Kugel der Christuskirche Markee geöffnet / Dokument von 1697 entdeckt
Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: JENS WEGENER
MARKEE. Pfarrerin Angela Johannes zittern die Hände. Nicht weil sie friert - es ist die Aufregung. Sie hält die grünschwarze Kugel der Christuskirche in der Hand, die die Handwerker gerade von der Spitze abgenommen haben: "Jetzt wird Markee reich", scherzt die Pfarrerin und legt das halbrunde Gebilde ab.
Eine Menschentraube von etwa 60 Markeern hat sich um den länglichen Tisch vor der Kirche versammelt. Die Kinder der benachbarten Kita sind gekommen, genauso wie viele ältere Dorfbewohner. "Wann erlebt man schon, wie eine Kirchenkugel geöffnet wird", sagt Elisabeth Schwerin. Gleich neben ihr steht Hans-Otto Zernikow. Er will herausfinden, ob der Familienname in Papieren verankert ist, die in der Kugel verborgen sind. "Mein Opa Hans ist drinnen an einer Tafel verewigt. Vielleicht gibt es ja noch andere Zernikows, die etwas für die Kirche getan haben.
Neugierig ist auch Dietrich Bergemann, der jahrelang Kirchenältester in Markee war. Auch seine Vorfahren haben sich für die Kirche engagiert. "Was in der Kugel ist, weiß ich nicht genau. Aber bestimmt ein Hornissennest", tippt Dietrich Bergemann.
Volltreffer. Vielleicht nicht Hornissen, aber mehrere alte Bienenstöcke füllen die Kugel. Zum Ausschütten ist die Öffnung zu klein. Also greift Angela Johannis hinein. Nach kurzer Suche zieht sie eine kleine Schatulle heraus. Was anschließend nach und nach zum Vorschein kommt, ist für die Kirchengemeinde Markee "ein echter Schatz", wie es die glückliche Pfarrerin formuliert. Allen voran die originale und sehrgut erhaltene Urkunde zur Kirchenweihe von 1697 - geschrieben vom damaligen Pfarrer Joachim Hindenberg. "Dieses Dokument ist für uns wertvoller als Papiergeld oder Münzen. Wir werden es restaurieren, eine Abschrift anfertigen lassen und dann wieder in die Kugel legen", erklärte Angela Johannes.
Versteckt in einem blauen Briefumschlag sind viele Fotos, die unter anderem das alte Gutshaus und die Kirche zeigen. Sie stammen aus dem Jahre 1921. Genau wie Teile zweier Ausgaben der "Preußischen Zeitung" vom 9. und 10. Juni und ein Brief des Pfarrers Max Holtz. Darin ist unter anderem die Tatsache erwähnt, dass die Kugel an sechs Stellen durchschossen und anschließend geflickt wurde.
Zuletzt öffnet Angela Johannes einen Brief aus dem Jahre 1847 von Prediger Geier aus Markee. Sie lies ein Stück daraus vor. Viele Namen tauchen auf - auch der von Familie Zernikow. "Siehste. Ich hab's doch gewusst", freut sich Hans-Otto Zernikow. Schon deshalb hat sich auch für ihn der heutige Spaziergang zur Kirche gelohn.
Die Pfarrerin räumt alle Dokumente sorgfältig zusammen und bringt sie in Sicherheit. Es gibt Kaffe. Dann legen die Handwerker wieder los, die den Turmhelm sanieren werden.