Rund 2000 Besucher kamen zum Franziskusfest auf der Fazenda bei Markee
Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: GRIT HEINRICH
MARKEE. Ein holpriger Schotterweg führt von der Hauptstraße bei Markee in die Einsamkeit. Vorbei an schier endlosen Feldern schlängelt sich der Pfad. Bis auf das Warnsignal eines Zuges dringt kein Geräusch in diese Weiten vor. Dann ist das Ziel erreicht: Eine Gruppe unverputzter Gebäude, die bessere Zeiten gesehen haben mögen, heben sich grau und trist vor den grünen Wiesen ab.
Doch der Schein trügt: Der Eindruck von Trostlosigkeit wollte bei den Besuchern der Fazenda Gut Neuhof am Sonnabend nicht entstehen. Schon das blumengeschmückte Holzschild mit der Aufschrift "Gut der Hoffnung" wies hier den richtigen Weg. Und der führte in eine Ansammlung fröhlicher Menschen hinein. Katholische Gruppen der Region, die sich vor allem in der Sozialarbeit engagieren, präsentierten sich auf dem Gelände des Hofes. Darunter zum Beispiel "Die Oase" aus Treptow, eine Gemeinschaft von "Brot des Lebens" oder das Malteser Hilfswerk.
Hart erkämpfte Freiheit
Oberstes Ziel der Veranstaltung sei es, "den Zusammenhalt der spirituellen Gruppen zu pflegen", sagt Jungpfarrer Mathias Laminski aus Berlin. Deshalb hätten die Bewohner der Fazenda bereits zum dritten Mal zu ihrem Franziskusfest geladen. Der Erfolg ließ sich bereits an der Vielzahl der Autos ablesen, die am Rande der Straße parkten: Rund 2000 Besucher kamen laut Laminski auf den Hof. Aus dem Gästebuch lässt sich die Begeisterung der Leute ablesen: "Herzlichen Dank für den schönen Tag und viel Erfolg weiterhin mit diesem super Projekt."
Mit dem Projekt ist der Versuch gemeint, drogenabhängige Jugendliche nach dem Vorbild der brasilianischen Fazendas von ihrer Sucht zu heilen. Derzeit leben rund 25 junge Männer unterschiedlicher Nationalität und Konfession auf dem Gut Neuhof. Das Pendant für Frauen existiert einige Kilometer entfernt im Haus Riewend. Für die Dauer von einem Jahr leben die jungen Leute als Gemeinschaft, kochen und wohnen zusammen, bewirtschaften die Felder und pflegen die Tiere. Wer möchte, kann ein weiteres Jahr auf dem Hof bleiben, um sein Wissen an Neuankömmlinge weiterzugeben. Für den 30 Jahre alten Gabriel, der sein Jahr im Juli beendet hat, kommt eine Verlängerung allerdings nicht in Frage: "Ich werde die Zeit nie vergessen und komme auch gern zu Besuch, aber bleiben möchte ich nicht." Dafür hat der junge Mann, der sich eine eigene Wohnung und einen Job in Berlin beschafft hat, noch zu viele Pläne. Landschaftsgärtner möchte er werden und vielleicht einmal in der Entwicklungshilfe tätig sein. Dabei sei eines bereits gewiss: Er werde nie wieder Drogen ausprobieren. Nicht einmal Zigaretten. "Dafür habe ich meine Freiheit zu hart erkämpft."