Markee und Markau nebst Rittergütern gehörten lange denselben Familien
Quelle: Märkische Allgemeine
Links: Herrenhaus Markau - im Giebel des Vorbaus gräfliches Wappen derer von Redern
Rechts: Herrenhaus Markee
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Seit alters her sind die beiden im zentralen Havelland gelegenen unmittelbar benachbarten Ortschaften Markee und Markau in ihrer Geschichte eng miteinander verbunden. [...]
Seit dem Mittelalter befanden sich die beiden Dörfer nebst Rittersitzen meist in den Händen ein und derselben Besitzer. Hier ist besonders das im Havelland weit verzweigte und reichbegüterte Geschlecht derer von Bredow zu erwähnen. In Markau war es seit der Mitte des 14. Jahrhunderts anteilig vertreten, während es in Markee erst hundert Jahre später Anteile am Rittergutsbesitz und weitere hundert Jahre später ein Lehnschulzengut erwarb.
Ungewöhnlich prunkvolles Gotteshaus
Als auf dem benachbarten Familienstammsitz in Bredow um 1680 ein Rittergut - vermutlich das Wohnhaus des Ehrenreich von Bredow - abgerissen wurde, nutzte man das Abbruchmaterial für die Errichtung eines Gutshauses in Markau. Bauherr war Henning Caspar II. von Bredow (1658-1715). Mit seiner zweiten Gemahlin, Gottlieb Dorothee von Hünicke, sorgte er in Markee für den Neubau der Kirche. Zwischen 1688 und 1708 entstand ein für die Baukunst des Havellandes ungewöhnlich prachtvoll ausgestattetes Gotteshaus, das wegen seiner völlig intakten Barockausstattung wie ein Juwel innerhalb der vergleichsweise wenig spektakulären Kunstlandschaft des Umlandes hervorsticht. Das Prunkstück der heute denkmalgeschützten Kirche ist der bis zur Decke reichende acht Meter hohe und annähernd sechs Meter breite Barockaltar mit seinem reichen Architekturaufbau und einem Altarretabel von 1758. Die prachtvolle Innenausstattung ist im Wesentlichen dem Sohn der Kirchenstifter, Henning Casper III. von Bredow (1696-1766), zuzuschreiben. Hervorgehoben seien hier die Kanzel von 1760 und die aufwendig gestaltete Patronatsloge (1763).
Im Laufe der späteren Entwicklung sollte der Besitz in Markau noch mehrfach zwischen den verschiedenen Linien der Familie von Bredow hin und hergehen. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden von Markau aus zwei Vorwerke, der Röthehof und der Niederhof, gegründet. Das von Henning Casper II. errichtete Gutshaus wurde wohl nach 1866 abgerissen. Der heutige erhaltene Nachfolgebau ist vermutlich kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstanden, als der Gutsbesitz 1901 an den Grafen Wilhelm Heinrich von Redern überging. Das Haus hat danach vermutlich immer nur als Verwalterhaus gedient. Bemerkenswert an dem ebenfalls erhaltenen Wirtschaftshof ist das 100 Meter lange Stallgebäude aus dem späten 17. Jahrhundert, das ursprünglich komplett in Fachwerk ausgeführt war. Das Fachwerk hat sich nur an der Mitte der Hofseite sowie an der gesamten Nordseite des insgesamt sanierungsbedürftigen Gebäudes erhalten. Ansonsten hat man die Fassade nach 1945 verputzt bzw. mit Platten verblendet.
Nach dem Tod des Grafen 1914 übernahm seine Schwester, Gräfin Viktoria Maria von Redern, die 1917 den Fürsten Ernst zu Lynar heiratete, den bis 1945 verpachteten Besitz. Pächter zwischen 1917 und 1933 war Arthur Schurig, der einen 3500 Hektar großen Landwirtschaftsbetrieb mit Zentrum in Markee unterhielt. 1946 fiel das Gut unter die Bodenreform, wobei der größte Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche dem Saatgutbetrieb in Markee angegliedert wurde. Das später gegründete Volksgut Markee errichtete in Markau große Stallanlagen für die Mutterkuhhaltung. 3,5 km lange Milchpipelines wurden von hier zur Molkerei in Nauen gelegt.
1950 entstanden im Gutshaus Wohnungen
1950 kam es zur Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Landgemeinde Markau mitsamt dem Vorwerk Röthehof zu Markee. Im Gutshaus von Markau wurden Wohnungen eingerichtet. Auch ein Kindergarten war dort zeitweise untergebracht. Durch den Anbau eines Heizhauses an der Giebelseite, Veränderungen im Eingangsbereich und dem nach 1990 erfolgten Einbau neuer Fenster ist das ursprüngliche Bild des Hauses wesentlich verändert worden. Das heute teilbewohnte Haus wird von der Wohnungsbaugesellschaft Ketzin verwaltet und befindet sich einschließlich der Nebengebäude in kommunalem Besitz.
[...] Damals gehörte zu dem Anwesen das zwischen 1938 und 1840 errichtete Wohnhaus an der Dorfstraße sowie das einige Jahre zuvor gegründete Vorwerk Neuhof. Bei dem sanierungsbedürftigen Gutshaus handelt es sich um einen zweigeschossigen verputzten Ziegelbau. Der auf der Hofseite liegende Eingangsbereich wurde als Portal mit einer großen Freitreppe gestaltet.
Nach 1945 wurden am Gebäude durch kleinere Anbauten an der Garten- und einer Giebelseite leichte Veränderungen vorgenommen. Ebenfalls erhalten hat sich der große Vierseitenhof. Die Wirtschaftsgebäude bestehen aus mehreren großen Ställen, unverputzter Ziegelbauten, aus der Zeit um 1840 und aus den 20er Jahren. In der um das Jahr 1980 entstandenen Brennerei wird bis heute Spiritus gebrannt.
Nach 1990 hat die Treuhand das Gut übernommen. Zu DDR-Zeiten waren dort zunächst ein Saatzuchtbetrieb und dann ein Volksgut entstanden. Letzte Gutsherrin vor der Enteignung des Gutes mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 1315 Hektar war bis 1945 die Gräfin Viktoria Maria von Lynar-Redern. Das ehemalige Herrenhaus wurde bis vor wenigen Monaten von der AWO als Heim für geistig behinderte Erwachsene betrieben. Die AWO ist Rechtsnachfolgerin des 1959 auf dem Vorwerk Niederhof gegründeten Rehabilitationszentrums für geistig Behinderte. Es war im Laufe der achtziger Jahre in das Herrenhaus verlegt worden.