Das Herrenhaus in Markau wird abgerissen / Eigenheime geplant
Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: MAREEN DOST
MARKAU. Was die Abbruchfirma Ralf Lische binnen einem guten Monat auftragsgemäß abriss, gehörte ein reichliches Jahrhundert lang zum Bild von Markau. Das hiesige Herrenhaus wird Ende August nur noch in Erzählungen und auf alten Fotos an der Hauptstraße bestehen.
Laut Erhard Zeine, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbau und Verwaltungs GmbH Ketzin, war der Abriss schlichtweg nicht mehr abzuwenden. "Die Immobilie wurde 1994 als Anlagevermögen in die Gesellschaft eingebracht. Bis zur Gemeindegebietsreform vor drei Jahren zählte Markau zu den Partnern unseres Unternehmens. Die letzte Mietpartei zog 1999 aus. Seitdem steht das Herrenhaus leer", erklärte Erhard Zeine. Die Sanierungskosten konnte die Wohnungsbaugesellschaft nicht übernehmen.
Dort, wo in den 1980er Jahren noch die Kindergartenkinder tollten, trieb sich ab 2004 die Dorfjugend umher. Der Geschäftsführer sprach in diesem Zusammenhang von Vandalismus. Zudem haben Unbekannte die baufälligen Gemäuer als versteckte Mülldeponie zweckentfremdet. Die großen Mengen Hausrat und Abfall sollen den Zeitplan aber nicht behindern.
Das ursprüngliche Grundstück umfasst eine Größe von 5000 Quadratmetern. Aber die Bodenverwertungs und -verwaltungs GmbH (Immobilienfirma des Bundes) besitzt die Parzellen hinter dem Gebäude. Zum Bauland zählen darum lediglich 1500 Quadratmeter. Grünanlagen bestimmen zu 90 Prozent das äußere Erscheinungsbild des ehemaligen Adelssitzes derer von Bredow.
Zum Verkauf angeboten lockte das Gebäude zwar viele Interessenten an. Unter ihnen auch Anwohner, die sich durch ihre eigene Familienchronik mit dem Haus verbunden fühlten. Doch den Besitzer wechselte es in den sechs Jahren nicht. Dabei schien nicht der Kaufpreis von 85 000 Euro abschreckend. Vielmehr sei es unattraktiv gewesen, weil das Herrenhaus keine eigene Zufahrt habe und zur Vorderseite hin mehrere Bäume stünden, so Immobilienmakler Eckehard Sieg. Außerdem befand sich sogar die letzte Wohnung "in einem sehr schlechten DDR-Zustand."
Zur künftigen Nutzung können noch keine detaillierten Aussagen getroffen werden. Ob ein Einfamilienhaus oder zwei solcher Häuser auf dem historischen Grund entstehen, hänge vom Käufer ab.
Anke Meisner, ehemalige Bürgermeisterin von Markee, zeigte sich betrübt über den Abriss: "Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mein Ältester dort in den Kindergarten ging. Natürlich waren schon damals unter anderem die sanitären Einrichtungen nicht mehr auf den neusten Stand. Dennoch verschwindet jetzt mit den Steinen nicht nur irgendein altes Haus, sondern auch ein Stück Geschichte."