Anwohner auf dem Markeer Zickenberg sind von weißen Riesen umzingelt
Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: JENS WEGENER
MARKEE. Wenn Andreas Hübscher mit seiner Familie jetzt im Frühling auf der Terrasse sitzt, sieht er in drei Himmelsrichtungen Windräder. Im Süden drehen sich die Anlagen in Wernitz und Etzin, im Westen stehen die Nauener Riesen, im Osten die in Bredow und Zeestow. "Der freie Blick in die Landschaft ist derzeit nur noch nach Norden möglich", schimpft der Markeer. "Aber da hinten wurden in der vergangenen Woche gerade riesige Stromrollen abgeladen", ergänzt er und zeigt in Richtung Wernitz. Ähnliche Sorgen plagen Holger Frankenberger und Giesbert Hitt, die ebenfalls im Ausbau Wernitzer Weg - im Volksmund nur "Zickenberg" genannt - wohnen. Wie in einer Oase kommen sich die sechs Familien auf dem Zickenberg vor. Nur sind sie nicht von Wüstensand, sondern von gewaltigen Windkraftanlagen umzingelt. "Niemals hätte ich mir so etwas träumen lassen, als wir 1994 hier das Haus gebaut haben", erzählt Andreas Hübscher. Von Ruhe und Landschaftsidylle könne keine Rede mehr sein.
Markee liegt mitten in der "Nauener Platte". Diese ist das größte Windeignungsgebiet Brandenburgs, was in dem seit März 2005 rechtskräftigen Teilplan "Windenergienutzung" der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming verankert ist. Daran konnte auch der Widerstand der früheren Gemeinde Markee und des jetzigen Ortsbeirates gegen die Anlagen nichts ändern. Rings um die Gemarkung Markee sind in den vergangenen Jahren dutzende Räder aufgestellt worden. Und es ist kein Ende in Sicht. "Derzeit entstehen sieben zwischen Bredow und Zeestow, weitere 15 sind in der Planung", sagt Brieselangs Fachbereichsleiter Bau, Torsten Raab. Auf der anderen Seite der Bundesstraße 5 zwischen Nauen und Markee sollen mindestens noch 19 Räder aufgestellt werden, die dann die Bewohner des Zickenberges direkt vor der Nase haben. "Wir erfahren von neuen Windmühlen erst, wenn die Transporter anrücken und sie aufstellen", beklagt Andreas Hübscher. "Haben wir als Betroffene denn kein Mitspracherecht?" In der Tat ist die Einflussnahme für die Markeer Bürger gering. Denn die neuen Anlagen werden nicht im Zuge eines Bebauungsplanverfahrens errichtet, sondern nach und nach vom Landesumweltamt nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt. Unterm Strich haben die Kommune und die Bürger einen Monat nach Bekanntgabe durch das Landesumweltamt Zeit für eine Stellungnahme.
"Mal abgesehen von den Geräuschen der Räder und von dem ewigen Blitzgewitter im Dunklen, wenn die Signallampen blinken, hoffe ich nur, dass bei den Erschließungsarbeiten und beim Anliefern der Bauteile die Transporter nicht unsere Straße zerfahren", sagt Holger Frankenberger. "Hier muss die Stadt ein Auge drauf haben."
Rings um Nauen konzentrieren sich die weißen Riesen. Die hellen Kreise zeigen die noch geplanten Anlagen. Die schwarz-weißen Kreise markieren die stehenden oder im Bau befindlichen Räder.