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Jugend besuchte Gut Neuhof und ließ sich Projekt erklären

Quelle: Märkische Allgemeine, Verfasser: DANIEL BERLIN

MARKEE. "Die Fazenda Gut Neuhof ist für unsere Jugendlichen interessant", sagt Markees Sozialbetreuerin Gisela Weber. Die jungen Leute sind gerade in einem kritischen Alter, kurz vor dem Absprung ins Berufsleben, teilweise anfällig für den Konsum von jeglichen Drogen, um Stärke zu beweisen vor ihren Freunden, um "cool zu sein".

Was sich da seit einigen Jahren sozusagen vor ihrer Haustür abspielt, kennen die meisten Jugendlichen aus Markee nur vom Hörensagen. Konkretes wussten sie bis zum Mittwochnachmittag nicht, als sie das Gut Neuhof besuchten. Gut, da leben junge Leute, die der Sucht nach Alkohol oder Rauschgift verfallen sind - mehr erfuhren die zehn Interessierten aber erst bei ihrem Ausflug mit dem Fahrrad auf das wenige Kilometer entfernte Gehöft.



Die jungen Leute staunten nicht schlecht, kennen sie den Hof teilweise noch als Ruine, voll gestellt mit zwölf Autowracks und riesigen Müllbergen, als Abenteuerspielplatz. In den vergangenen Jahren hat sich eine Menge getan. Ein Wohnhaus wurde gebaut, es gibt eine neue befestigte Straße, mehrere sanierte Stallanlagen und ein großes Wirtschaftsgebäude, in das demnächst eine Metzgerei einziehen wird. Christoph Jung, der früher als Zivildienstleistender und jetzt als Freiwilliger auf der Fazenda arbeitet, führte die beeindruckten Gäste über die Farm. Tiere streicheln, Ziegen füttern, Schweine und eine Kuh ansehen war für die meisten doch Neuland, obwohl sie in der dörflichen Nachbarschaft aufgewachsen sind.

Christoph erzählte, dass glückliche Hühner täglich 150 Eier legen, die meisten davon werden nach Berlin verkauft. Mehrere Tiere wurden gerade geschlachtet, das Fleisch reicht zwar nicht für alle 20 Bewohner, verhindert aber, dass Lebensmittel für viel Geld im Supermarkt gekauft werden müssen. Die Fazenda-Bewohner wollen finanziell weitestgehend unabhängig leben. Wenn die Metzgerei fertig gestellt ist, können vor Ort sogar einmal Metzger ausgebildet werden. Geplant ist zudem, das älteste Gebäude des Hofes fast komplett abzureißen und zu einer kleinen Kapelle mit angrenzender Bäckerei auszubauen - eine recht ungewöhnliche Mischung, mussten auch die Besucher feststellen.

Die Bewohner legen den Egoismus ab, der nach ihren Aussagen durch die Sucht gekommen ist. Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt, nicht der Einzelne. Christoph erzählte von einer großen Familie, die hier lebt, von Arbeitsteilung. Die Gäste aus Markee hörten aufmerksam zu, erfuhren, dass jeder einmal Ställe ausmisten und Tiere füttern muss oder das Haus in Schuss halten soll, Wäsche wäscht und bügelt. Das, was zu Hause die Mutter macht. Gestöhnt hat niemand der jungen Gäste bei diesem Gedanken.

"Jugendarbeit in Markee ist in zwei Räumen á 2,5-mal vier Meter kaum möglich. Wir haben nur ein paar Spiele und uns selbst", sagt Gisela Weber. Kein Wunder, dass das erste, was die Gäste im Gut Neuhof ankurbeln wollen, ein gemeinsames Fußballturnier mit den Bewohnern ist.